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Mittelbayerische Zeitung vom 02. März 2018


Die Lizenz zum Schrauben

DEPRAG aus Amberg verbindet – die Oberpfalz mit der industriellen Produktion weltweit genauso wie Bleche aller Art.

Amberg. Der Micromat Schrauber ist kaum größer als ein Kugelschreiber. Die besondere Stärke dieses schlanken Werkzeugs liegt beim Schrauben in sehr niedrigen Drehmomentbereichen. In der industriellen Montage ist der Micromat ein Klassiker. Die DEPRAG Schrauber liegen gut in der Hand. Ihr Griff ist nicht rund, wie man vielleicht vermuten würde, sondern vierkantig. Denn wer sich seine Hand besieht, wenn sie einen Gegenstand umfasst, erkennt, dass die Finger samt Handinnenfläche eine viereckige Form bilden. Zudem sind die Schrauber extrem genau, auch nach Millionen von Schaltungen, so dass sich die Industrieschrauber zu einem Verkaufsschlager des Amberger Unternehmens DEPRAG entwickelt haben.

Für das Foto greift Geschäftsführer Dr. Erik Hallmann aber zu einem elektrisch angetriebenen Pistolenschrauber – und wirft sich in James-Bond-Positur. Gemeinsam mit seiner Frau Ingrid Schulz-Hallmann und dem Mitgesellschafter Dr. Rolf Pfeiffer führt er die DEPRAG. Die selbstbewusste Pose ist berechtigt. Denn das mittelständische Unternehmen ist Weltmarktführer in den Bereichen Schraubtechnik, Druckluftmotoren, Druckluftwerkzeugen und Automation. Kunden bekommen alles vom Schrauber über Zuführgeräte bis zum Handarbeitsplatz oder sogar einer vollautomatischen Anlage. Gleichzeitig stimmt bei der Anleihe an James Bond auch das Bild eines Geheimagenten. Denn selbst viele Einheimische wissen nicht genau, was auf dem Werksgelände hinter der Mauer am Amberger Kurfürstenring hergestellt wird.

Technik steckt im Thermomix

Dabei steht ein Stück DEPRAG bei Vielen in der Küche, nämlich bei allen Besitzern eines Thermomix. Wer sich mit dem vielseitigen Helfer eine Mahlzeit zubereitet, verlässt sich auf Technik aus Amberg. Denn der Hersteller Vorwerk baut seine bekannten Küchenmaschinen mit einer Anlage zusammen, die das Unternehmen DEPRAG gebaut hat. Die Schrauben in vielen Handys werden dank DEPRAG festgedreht. DEPRAG hat eine ganze Reihe namhafter Kunden. Davon zeugt eine Tafel im Empfangsbereich in Amberg, auf der die Namen von Kunden aus der Elektroindustrie, dem Automobilsektor, der Sanitärtechnik, der Lebensmittelindustrie und vielen Bereichen mehr aufgelistet sind.

„Unsere Kunden sind Weltunternehmen“, sagt Dr. Hallmann. „Also sind wir es auch.“ Am Morgen sei eine Bestellung aus Indien eingegangen, am Vortag eine Lieferung nach Nordafrika verschickt worden. In wie viele Länder die Produkte gehen, lässt sich anhand des DEPRAG-Imagefilms erahnen, der auf der Unternehmenswebseite auch auf Englisch, Chinesisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Koreanisch, Russisch und Spanisch abrufbar ist. Produziert wird neben der Oberpfalz auch in Tschechien und China.

Die Ursprünge des Familienunternehmens DEPRAG SCHULZ GMBH u. CO. KG liegen in der 1801 gegründeten Bayerischen Gewehrfabrik. 1918 folgte die Eingliederung in die Deutschen Werke mit einer Umstellung auf zivile Produkte wie: Werkzeuge, Lehren, Vorrichtungen und erstmals kleine Druckluftgeräte. Der Maschinenbauer Otto Schulz gründete 1931 im Rahmen eines Management Buy-Outs – also einer Unternehmensübernahme, bei der das Management die Mehrheit des Kapitals von den bisherigen Eigentümern übernimmt – die Deutsche Präzisionswerkzeug AG und begann mit der Fertigung von Drucklufthandwerkzeugen. 1981 wagte der Sohn Carl Schulz den Schritt in die USA und stieß die internationale Expansion an. Heute hat die DEPRAG in Amberg 380 Mitarbeiter und die Gruppe 700 weltweit.

Das Unternehmen kommt aus dem klassischen Maschinenbau. Alle Schlüsselkomponenten fertigt DEPRAG selbst – in Hallen, die seit dem 19. Jahrhundert stehen. Es geht um höchste Genauigkeit. Um die sicherzustellen, sind Fachkräfte unerlässlich. Die Ausbildungsquote des Unternehmens liegt bei zehn Prozent. Geschäftsführer Dr. Hallmann schildert, dass der Wettbewerb um Nachwuchs eine Herausforderung ist. Die DEPRAG bildet Zerspanungsmechaniker, Industriemechaniker, vor allem Mechatroniker, aber auch Fachinformatiker, Produktdesigner und nach wie vor Industriekaufleute aus. Gerade hat das Unternehmen ein zweistöckiges Ausbildungs- und Schulungsgebäude gebaut.

Weiter gedacht als Konkurrenz

Für die Automobilindustrie entwickelte die DEPRAG ein adaptives Schraubsystem für Leichtbauverbindungen: das Adaptive DFS (DEPRAG Fastening System). Ausgangspunkt der mehr als dreijährigen Entwicklungsarbeit war die Feststellung, dass Materialmix im automobilen Leichtbau dazu führt, dass sich Verbindungsverfahren wie das Fließlochverschrauben durchsetzen und weiterentwickelt werden. Leichtbaustoffe, die beim Karosseriebau zunehmend anstelle von Stahl verwendet werden, können mit dem Adaptive DFS automatisiert verschraubt werden. Der komplette Montagevorgang – vom Ausformen eines Lochs im Metallblech bis zum Endanzug des Verbindungselements – dauert in der Regel weniger als zwei Sekunden. Die Steuerung des Adaptive DFS ist in der Lage, die notwendigen Werte im Schraubprozess fortwährend zu messen und Andruckkraft sowie Schraubendrehzahl sofort und automatisch anzupassen. Die Bauteile müssen vorab weder gestanzt werden, noch müssen Löcher vorgebohrt werden. Kostspielige und aufwendige Reparaturprozesse, verursacht durch unsauber geformte Durchzüge, schwergängige Schrauben oder zerstörte Gewinde, werden auf ein Minimum reduziert, verspricht das Amberger Unternehmen. „Mit dem Adaptive DFS ist uns ein Technologievorsprung gelungen. Mit ein- und demselben System können sogar blitzschnell Einpressbolzen gesetzt werden. Das bietet nur unser Produkt, das ist einzigartig“, betont Dr. Hallmann.

Das Adaptive DFS zeigt, wohin die Entwicklung geht. Dr. Hallmann nennt das Stichwort Industrie 4.0. Der Software-Anteil nimmt stark zu. Der Micromat hat sich ebenfalls weiterentwickelt. So bietet ihn DEPRAG auch in einer elektrisch betriebenen Variante an. Im Vergleich zur Druckluftvariante können beim EC-Micromat die Schraubdaten zu jeder einzelnen Verschraubung dokumentiert und ausgewertet werden.
 

 

Artikel Mittelbayerische Zeitung von Christine Straßer
 

Pressekontakt:
Dagmar Dübbelde
DEPRAG SCHULZ GMBH u. CO. KG
Carl-Schulz-Platz 1
D-92224 Amberg
Tel: 09621 371-343
Fax: 09621 371-199
Email: d.duebbelde@deprag.de

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